Digitales Bürgerforum: Hambach-Shuttle – ein innovatives Beteiligungsformat

24. März 2021

Mit über 65 Teilnehmern und Teilnehmerinnen war die Online-Veranstaltung der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) zum Forschungsprojekt „Hambach Shuttle“ am Mittwochabend, den 3. März 2021, ein voller Erfolg. Ziel des digitalen Bürgerforums war es, die Hambacher Bürgerinnen und Bürger über den aktuellen Sachstand des Forschungsprojektes zu informieren. Gleichzeitig sollte ein erstes Meinungsbild über die geplanten Testrouten sowie das eingesetzte, selbstfahrende Elektroshuttle abgefragt werden. Eingeladen waren alle interessierten Hambacherinnen und Hambacher, die im direkten oder erweiterten Umfeld zum aktuellen und zukünftigen Testgebiet für das selbstfahrende Elektroshuttle wohnen, sowie die Orts- und Stadtverwaltung. Nach einer Begrüßung durch die Projektleiter der Technischen Universität, Prof. Dr. Detlef Kurth und Prof. Dr.-Ing. Wilko Manz, sowie Herrn Adams, Beigeordneter/Baudezernent der Stadt Neustadt an der Weinstraße, erfolgte eine kurze Beschreibung der Projekthintergründe und -ziele. 

Die Teilnehmenden wurden durch den Einsatz von Online-Umfragen nach ihrem Meinungsbild gefragt. Hierbei war zunächst von Interesse, wie störend Sie die Wirkungen des touristischen Pkw-Verkehrs empfinden. So gaben 64 % der Abstimmenden an, dass Sie das Verkehrsgeschehen in ihrer Wohngegend als stark oder gar sehr stark störend empfinden. In diesem Zusammenhang kann festgehalten werden, dass das Forschungsprojekt u.a. das Ziel verfolgt mit Hilfe der Analysen der technischen Machbarkeit und Akzeptanzforschung Grundlagen zu schaffen, um mittel- bis langfristig eine zusätzliche Lösungsoption zur nachhaltigen Verbesserung der Verkehrsproblematik durch den Einsatz automatisierter Shuttles zu erhalten. Hierbei Bedarf es auch begleitender, politischer und verkehrsrechtlicher Entscheidungen, um eine dauerhafte Lösung für den touristischen Pkw-Verkehr herbeizuführen. Entsprechend einer weiteren Abstimmung im Bürgerforum befürworten 51 % der Anwesenden den Einsatz von selbstfahrenden Elektroshuttles zum Hambacher Schloss (Bewertung: sehr gut) innerhalb des Forschungsprojektes und damit deren Erprobung. Lediglich 11 % empfinden den Einsatz der Fahrzeuge als sehr schlecht. 

Den Anwesenden wurden darüber hinaus die wesentlichen Herausforderungen im bisherigen Projektverlauf vorgestellt. Hierzu zählen: die begrenzte Anzahl an verfügbaren Fahrzeugmodellen, die technische Machbarkeit, der Rechtsrahmen und die Verzögerungen aufgrund der Corona-Pandemie. All diese Herausforderungen haben dazu geführt, dass das Fahrzeug „Olli 2.0.“ deutlich später in Hambach eingetroffen ist und erst jetzt mit der eigentlichen Testung begonnen werden kann. Eine Passagiermitnahme ist allerdings aus rechtlichen Gründen noch nicht möglich. Sobald eine entsprechende Genehmigung vorliegt, können sieben Personen mit dem selbstfahrenden Elektroshuttle befördert werden, im besten Fall sogar elf Personen. 

Nachfolgend wurden die Testrouten „Wald- und Altstadtroute“ vorgestellt. Deren Ziel ist es Erfahrungen mit den automatisierten Fahrten zu sammeln und die betrieblichen und technischen Voraussetzungen zu schaffen, um eine finale Route vom Ortskern zum Hambacher Schloss und zurück planen zu können. Der Testbetrieb auf den Routen erfolgt von Februar bis April mit ein bis zwei Fahrzeugen. Zum Zeitpunkt des digitalen Bürgerforums wurde die Waldroute bereits etwa 180-mal befahren und die ersten Erkenntnisse präsentiert. Die Bedeutung der Anwohner für einen reibungslosen Testverlauf und deren Anmerkungen, Hinweise und Ängste wurden hervorgehoben. 

Des Weiteren wurde mithilfe von verschiedenen Videosequenzen das eingesetzte automatisierte Fahrzeug, Olli 2.0, detailliert vorgestellt. Die Teilnehmenden wurden darum gebeten, zu verschiedenen Themenblöcken, die durch die Videosequenzen erläutert wurden, ihre Meinung zu äußern. Als Erstes wurden die Anwesenden gebeten eine Bewertung hinsichtlich des Aussehens und der Größe des Fahrzeuges vorzunehmen. Das Aussehen konnte anhand von acht verschiedenen, gegenpoligen Begriffen bestimmt werden. Die meisten Teilnehmenden würden das Aussehen des Ollis 2.0 als sympathisch (63 %) und futuristisch (61 %) beschreiben. Negative Begriffe wie hässlich, billig, oder unsympathisch wurden mit zwei bis sieben Prozent aller Teilnehmenden nur sehr selten ausgewählt. Das Fahrzeug wird im Durchschnitt eher als klein bewertet. Insgesamt haben 60 % der Abstimmenden sehr klein oder klein angegeben. 37 % der Teilnehmenden bewerten die Größe als durchschnittlich. Die Wahl des Fahrzeugmodelles ergibt sich aus dem angestrebten Einsatzgebiet und dem aktuellen Stand der Technik. Es wird klargestellt, dass im Rahmen des Projektes nur das vorgestellte Fahrzeug eingesetzt wird. Die durchführende Betreibergesellschaft MoD Holding GmbH stellt fest, dass langfristig, wenn man von großen Veranstaltungen absieht, ein Großteil der Jahreszeiten mit vier Fahrzeugmodellen vom Typ „Olli 2.0“ sehr gut abgedeckt werden könnten. Voraussetzung dazu ist allerdings, dass eine maximale Wartezeit von 15 Minuten akzeptiert wird. Hierbei ist die zukünftige, maximal zugelassene Geschwindigkeit des Fahrzeuges ausschlaggebend. Diese kann heute allerdings noch nicht verlässlich prognostiziert werden. Denkbar ist es auch, dass die kleinen Fahrzeuge dann mit etwas größeren, automatisierten Bussen mit ca. 20 Sitzplätzen ergänzt werden. Wann diese aber verfügbar sind, ist ebenfalls heute nicht absehbar, die Hersteller entwickeln solche Fahrzeugmodelle aber derzeit. Die TUK betont, dass mithilfe des Forschungsprojektes Grundlagen für die zukünftige Entwicklung automatisierter Shuttles geschaffen werden und damit nicht bereits innerhalb des Forschungszeitraums die verkehrlichen Wirkungen des touristischen Pkw-Verkehrs in Hambach reduziert werden können. Hier wird auf die Notwendigkeit einer langfristigeren Perspektive, unabhängig vom Forschungsprojekt, hingewiesen.

Neben der Optik und der Barrierefreiheit, die durch eine ausziehbare Rampe im Fahrzeug sichergestellt wird, lag insbesondere die Abfrage zum Sicherheitsempfinden im Fokus der Befragung. Hierbei erfolgt die Unterscheidung zwischen dem Sicherheitsempfinden als Fahrgast, als Passant im Straßenraum sowie der Einfluss des derzeit gesetzlich vorgeschrieben anwesenden Operators im Fahrzeug. Die drei Aspekte wurden erneut mithilfe von zwei verschiedenen Videosequenzen dargestellt. Immerhin bewerteten 62 % der Teilnehmenden, dass sie sich als Fahrgast in Olli 2.0 sicher oder sehr sicher fühlen würden. Mit 51 % empfinden dies nur unwesentlich weniger Personen ebenso als Passanten im Straßenraum. Die Anwesenheit des Operators im Fahrzeug ist für 47 % wichtig oder sehr wichtig, wohingegen 40 % angaben, dass Ihnen die Anwesenheit sehr unwichtig oder unwichtig ist.

Bei einem anschließenden, regen Austausch aller Teilnehmenden mit den Vertretern der TUK sowie der durchführenden Betreibergesellschaft MoD Holding GmbH wurde ersichtlich, dass das Projekt auf reges Interesse stößt und das Sicherheitsempfinden maßgeblich von der Geschwindigkeit des Fahrzeuges abhängt. Es wurden sowohl zum Fahrzeug als auch zur Streckenführung viele neugierige, aber auch kritische Fragen gestellt. Die TUK hat abschließend noch den Innovations- und Zukunftstechnologie-Charakter des Forschungsprojektes in den Vordergrund gestellt. So ermittelt das Forschungsprojekt lediglich, durch den Einsatz automatisierter Fahrzeuge, die ergänzenden Voraussetzungen, die mittel- bis langfristig geschaffen werden müssen, um die Verkehrsproblematik in Hambach dauerhaft zu lösen. Die abschließende Bewertung der langfristigen Perspektive, des Einsatzes selbstfahrender Shuttles in Hambach zur Reduzierung des touristischen Verkehrsaufkommens, weist eine weitere Streuung auf, die insbesondere auf die Diskussionen und den aktuellen Stand der Technologie, der im digitalen Bürgerforum durch die Testrouten und die Videosequenzen zum Fahrzeugmodell vorgestellt worden ist, zurückzuführen ist. 

Aufgrund des großen Interesses konnten nicht alle Fragen bis ins Detail geklärt werden und es ist die ein oder andere offene Frage zurückgeblieben. Um die Anwohner hinreichend zu informieren und zu beteiligen sind weitere Veranstaltungen geplant. Weitere Informationen zum Projekt und die Möglichkeit zur Teilnahme an weiteren Umfragen finden Sie auf der Homepage.